Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

Wir verwenden Cookies, um den Service, die Inhalte und das Erlebnis zu optimieren und teilen Nutzungsinformationen mit Partnern für soziale Medien, Werbung und Analyse. Mit dem Klicken auf "Alle akzeptieren" wird der Verwendung von Cookies zugestimmt. Eine Entscheidung gegen die Verwendung von Cookies kann dazu führen, dass einige Funktionen der Webseite möglicherweise nicht verfügbar sind.
Filmplakat von Anker der Liebe

Anker der Liebe

113 min | Drama, Komödie, Lovestory | FSK 12
Tickets
Szene %1 aus %Anker der Liebe
Szene %2 aus %Anker der Liebe
Szene %3 aus %Anker der Liebe
Eva (Oona Chaplin) und Kat (Natalia Tena) führen auf ihrem Londoner Hausboot ein unbeschwertes Leben abseits aller Zwänge. Bis Eva, angestachelt durch ihre Mutter Germaine (Geraldine Chaplin), Kat eines Tages ein Ultimatum stellt: Sie will ein Kind - jetzt! Kat ist sofort klar, dass das unweigerlich das Ende ihres unkonventionellen Lebensstils bedeuten würde, in dem sie sich mit Eva gerade so häuslich eingerichtet hat. Da gibt es für Kat nur eines: Widerstand! Doch als Kats bester Freund Roger (David Verdaguer) aus Barcelona zu Besuch kommt, ergibt es sich wie zufällig, dass die drei - gegen Kats Bedenken - die Idee eines gemeinsamen Babys durchspielen. Und siehe da, schließlich sagt auch Kat Ja zum Nachwuchs. (Quelle: Verleih)

Vorstellungen

Leider gibt es keine Kinos.

Filmkritik

Auf dem Hausboot türmt sich das Gerümpel: Bootszubehör, Kabeltrommeln, Bretter, Decken, ein Fahrrad, mittendrin zahlreiche Blumentöpfe. Auch im Inneren scheint jeder Stauraum ausgenutzt, man hockt auf engstem Raum aufeinander. So bewegt sich ein kleiner Mikrokosmos durch die Kanäle von London, wird durch Schleusen bugsiert und legt dort am Ufer an, wo es den Besitzerinnen Kat und Eva gefällt.

Fadenscheiniger Nonkonformismus

Der Lebensort des Frauenpaares hat etwas Demonstratives: Statt sich den Zwängen der Gesellschaft zu unterwerfen, lassen sich die beiden treiben und verbannen den Rest der Welt nach draußen. Die Autonomie ist freilich eine Illusion, denn die Vorschriften der Stadt lassen es nicht zu, dass Kat und Eva nach Belieben in den Kanälen umherschippern. Die Standortverlagerung ist sogar vorgeschrieben, denn wechseln sie nicht mindestens alle zwei Wochen den Anlegeplatz, wird ihr Hausboot abgeschleppt. Wären die beiden sich selbst gegenüber ganz ehrlich, müssten sie wohl zugeben, dass ihr Nonkonformismus ziemlich fadenscheinig ist.

Was sich an dem Hausboot in der Fallhöhe zwischen ausgestelltem Bohemien-Dasein und der ernüchternden Realität offenbart, spiegelt der spanische Regisseur Carlos Marques-Marcet in seinem zweiten Spielfilm „Anker der Liebe“ auch im Verhalten der Hauptfiguren. Kat ist die Bestimmtere der beiden, die in der Beziehung zu Eva auch ein politisches Statement sieht und beständig auf ihren Status als Außenseiterinnen pocht. Ein lesbisches Paar, das mit (hetero-normativen) Konventionen nichts am Hut hat. Eva signalisiert jedoch zusehends Skepsis gegenüber dieser Haltung, was sich explizit in ihrem Wunsch nach einem Baby äußert.

Eine dynamische Dreieckssituation

Als beide mit Kats altem Kumpel Roger eine Nacht durchfeiern, eröffnet sich im betrunkenen Zustand auch die Lösung für die Frage des Wie: Roger sagt zu, den Samenspender zu geben, die Befruchtung soll auf dem Boot stattfinden und die Beziehung der drei so unkonventionell bleiben, dass kein Gedanke an eine spießerhafte Familienplanung aufkommt. Was Eva und Roger allerdings auch nach dem Kater am nächsten Morgen durchziehen wollen, ist für Kat schon weit weniger attraktiv. Als Eva tatsächlich schwanger wird, entzieht sich ihre Partnerin dem Kommenden immer mehr; der bis dahin ziemlich unbeschwerte Spanier Roger hingegen, der eigentlich nur kurz in England bleiben wollte, fiebert dem Kind mehr entgegen, als es der Zweisamkeit der Frauen lieb sein kann.

Die Inszenierung entfaltet diese Dreieckskonstellation auch in ihren dramatischen Momenten in einem leichten Tonfall. Dabei kommt es dem Film erheblich zugute, dass die Darsteller Natalia Tena, Oona Chaplin und David Verdaguer auf äußerst natürliche Weise in ihrem Zusammenspiel aufgehen. In den ausgedehnten, mitunter derben Dialogpassagen zwischen den Figuren bleiben so auch banalere Repliken glaubhaft; in einigen stilleren Sequenzen wertet ihre Vertrautheit miteinander die Wortlosigkeit sogar auf.

Die Reduktion auf den fast ausschließlichen Handlungsort des Hausboots und drei Personen erweist sich filmisch durchaus als effektiv, belässt „Anker der Liebe“ allerdings auch in einem kleinen privaten Rahmen. Abgesehen von den drei Hauptfiguren ist die restliche Gesellschaft nur in Gestalt von Evas Mutter Germaine präsent. Die etwas schräge Frau, die aus ihrer Kommunen-Phase in den 1970er-Jahren eine Vorliebe für Althippie-Kleider und buddhistische Gesänge bewahrt hat, schaltet sich als Stimme einer ungewollten Vernunft in die Kindespläne ein.

Eine ausgewogene Inszenierung

Auch wenn ihre Besetzung mit Geraldine Chaplin, Oona Chaplins tatsächlicher Mutter, aufmerken lässt, zeigt sich an Germaine auch die Tendenz zu Formalismen. Ihre Funktion im Plot ist es primär, den drei jüngeren Charakteren eine erste Ahnung einzuflößen, dass Familienleben und Sesshaftigkeit vielleicht doch kein Ausdruck konservativer Gesinnung sind, sondern durchaus rationalen Überlegungen und womöglich sogar evolutionären Entwicklungen entspringen.

Trotz solcher Einschränkungen verliert die Regie aber nicht die Stärke des Films aus den Augen. So viel Aufregung in der chaotischen Dreierbeziehung auf engstem Raum zeitweise entsteht, so unaufgeregt beobachtet der Film das Geschehen und die Vertrautheit der Protagonistinnen. Und in den Kanallandschaften Londons hat „Anker der Liebe“ einen ebenso unverbrauchten wie erstaunlich pittoresken Schauplatz, auf dem der gelassen vor sich hintreibende Charakter des Plots stimmig zur Geltung kommt.

Erschienen auf filmdienst.deAnker der LiebeVon: Marius Nobach (16.4.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über Filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de