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Filmplakat von Die Dirigentin

Die Dirigentin

137 min | Drama, Biographie | FSK 6
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Nachdem Antonia Louisa Brico (Christanne de Bruijn) 1902 in Rotterdam geboren wurde, wuchs sie bei Pflegeeltern auf, mit denen sie 1908 in die Vereinigten Staaten auswanderte und in Kalifornien aufwuchs. Bereits in der High School war sie schon eine talentierte Pianistin und sammelte erste Erfahrungen als Dirigentin. Als sie an der University of California studierte, arbeitete sie währenddessen schon als Assistentin des Direktors der San Francisco Opera. 1923 machte sie ihren Abschluss und studierte anschließend Klavier bei verschiedensten Lehrern, insbesondere aber bei Zygmunt Stojowski. Bereits während dieser Zeit war sie Schülerin von Karl Muck (Richard Sammel), dem damaligen Dirigenten der Hamburger Philharmoniker. 1930 machte sie endlich ihr offizielles Debüt als Dirigentin bei den Berliner Philharmonikern. Während all der Zeit musste sie hart darum kämpfen, endlich als Dirigentin arbeiten zu dürfen, denn bis heute gilt eine Frau am Pult als Sensation und ist nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung.

Vorstellungen

Kinocenter
Bleichstraße 40
76593 Gernsbach

Filmkritik

Eine Karriere als Konzertpianistin? Der renommierte Dirigent schüttelt den Kopf und empfiehlt Antonia Brico, lieber zu heiraten und Kinder zu bekommen. Doch die junge Frau hat keine Lust auf das Standardprogramm. Sie brennt für die Musik. Im Jahr 1926 jobbt sie in einem New Yorker Konzerthaus als Kartenabreißerin. Ihren heimlichen Wunsch, Dirigentin zu werden, behält sie vorerst noch für sich, dirigiert aber schon mal heimlich mit, wenn ihr Idol Willem Mengelberg Mahlers 4. Sinfonie leitet und die Klänge zu ihr in den Flur dringen.

Der Dirigent Mengelberg, sein deutscher Kollege Karl Muck und all die anderen in „Die Dirigentin“ versammelten Berühmtheiten haben wirklich gelebt. Und Antonia Brico natürlich auch, die erste Frau, die die Berliner Philharmoniker dirigierte. Das war 1930 eine Sensation – und wurde dann unter den Teppich gekehrt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Frauen am Pult bedeutender Orchester sind immer noch eine Seltenheit. Auch wenn es Ausnahmen gibt wie die Australierin Simone Young, die bis 2015 zehn Jahre als Chefdirigentin an der Staatsoper in Hamburg tätig war.

Eine Frau mit Witz und ungeheurem Willen

Für die niederländische Regisseurin Maria Peters war der Film über die Künstlerin ein Herzensprojekt, für das sie fast 15 Jahre kämpfen musste. Ihr Spielfilm über das Leben von Antonia Brico, die 1902 in Rotterdam geboren wurde und 1989 in Denver starb, deckt die Faszinationskraft und den Witz dieser Frau auf. Man versteht nur allzu gut, warum ihr Peters einen Film widmen musste.

Als die Folksängerin Judy Collins zwischen 1971 und 1974 Material für „Antonia: A Portrait of a Woman“ drehte, war Brico rund 70 Jahre alt und sprühte noch immer vor Energie. „Du bist entweder als Musiker geboren oder nicht. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun“, sagt die Künstlerin in einem Interview.Dass andere das anders sahen, auch die Frauen um Brico herum, erzählt der Film ebenfalls. Doch die Protagonistin boxt sich gegen alle Widerstände durch, nimmt Klavierunterricht bei einem renommierten Pianisten, gegen dessen Zudringlichkeiten sie sich später wehren muss. In Hamburg schafft sie es, Schülerin des berühmten Karl Muck zu werden. Und nach dem umjubelten Konzertauftritt mit den Berliner Philharmonikern springt der Film ins Jahr 1933 nach New York.

Kein Sprung über den (Geschlechter-)Graben

Zurück in den USA, muss Brico jedoch lernen, dass sie trotz ihres unbestrittenen Könnens den Geschlechtergraben nicht überspringen kann. Sie gründet das New York Women’s Symphony, ein Frauenorchester, das bis 1939 bestand.

Weibliche Staatsoberhäupter sind heute wahrscheinlicher als Stardirigentinnen. Offenbar ging die Regisseurin davon aus, dass eine so fantastische Geschichte wie die von Brico mit möglichst breitenwirksamen Mitteln erzählt werden muss. Deshalb gerät die fesselnde Story immer wieder an den Rand konventioneller Fernsehdramaturgie. Was sich bis in die Auswahl der Kompositionen auswirkt: Dvorak, Mahler, Schubert, durchweg Bewährtes, aber kein Takt Musik, der wirklich aufhorchen ließe.

Zu gutaussehend, um wahr zu sein

Ebenso routiniert wird Bricos Schicksalsmelodie heruntergedudelt. Bevor sie nach Europa reist, erfährt die aus einfachen Verhältnissen stammende Protagonistin, dass die Menschen, die sie Vater und Mutter nennt, nicht ihre leiblichen Eltern sind. In Rotterdam trifft sie eine Nonne, die Schwester ihrer toten Mutter, die prompt ihr Schweigegelübde bricht, um tränenreich Antonias Herkunftsgeschichte zu enthüllen. Bestenfalls Soap-Qualitäten besitzt auch die Liebesgeschichte zwischen Antonia und dem wohlhabenden Frank. Doch sowohl Benjamin Wainwright als auch die Titeldarstellerin Christianne de Bruijn sind zu gutaussehend, um wahr zu sein.

Auch will die Cinderella-Story – unabhängig vom Wahrheitsgehalt – so gar nicht zum Lebenslauf einer Frau passen will, die für die Musik ihre Liebe opfert, weshalb Peters den Herzschmerz besser auf ein Minimum reduziert hätte. Mit einem Erzählstrang um ein New Yorker Cabaret, in dem Brico Damen-Imitatoren auf dem Klavier begleitet und sich ein Freund überraschend als Mann im Frauenkörper outet, beweist die Regisseurin, von der auch das Drehbuch stammt, ein glücklicheres Händchen.

Eine steinige Karriere

Unterm Strich ist „Die Dirigentin“ ein solider, aber vor allem ein wichtiger Film. Als Ergänzung sei dringend die DVD „Antonia: A Portrait Of The Woman“ empfohlen. Antonia Bricos steinige Karriere lässt tief blicken in einen Musikbetrieb, der nach wie vor Ausnahmetalente benachteiligt, nur weil ihnen das Y-Chromosom fehlt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDie DirigentinVon: Jens Hinrichsen (12.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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