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Filmplakat von DIE EHE DER MARIA BRAUN

DIE EHE DER MARIA BRAUN

115 min | Drama
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Der erste Teil von Rainer Werner Fassbinders BRD-Trilogie als Bestandsaufnahme des Nachkriegsdeutschlands: Hanna Schygulla spielt Maria, die kurz vor Kriegsende den Soldaten Hermann Braun heiratet. Als er in Kriegsgefangenschaft gerät, ist Maria auf sich allein gestellt. Nach einer tragischen Affäre mit einem GI lernt sie den Fabrikanten Oswald kennen und macht sich in dessen Leben und Firma unentbehrlich. Maria Braun kämpft um ihre Liebe, setzt sich selbst als Preis ihrer Karriere ein, behauptet sich und scheitert schließlich doch. In der aus Ruinen auferstehenden Bundesrepublik fordern Männer ihre alten Machtpositionen zurück.

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Filmkritik

Von dem, was der Titel umschreibt, handelt der Film auf den ersten Blick kaum: die Ehe der Maria Braun, geschlossen mit dem Soldaten Hermann Braun, als das Standesamt schon unter Beschuß steht, dauert, wie Maria später sagt, "nur einen halben Tag und eine ganze Nacht". Aber diese Verbindung bleibt für Marias Leben bestimmend. Nach dem Krieg beginnt ihre Karriere. Allein auf sich gestellt, weiß sie ihren Weg zu machen. Als Animiermädchen arbeitet sie in einer amerikanischen Bar, lernt dort den schwarzen Soldaten Bill kennen, geht mit ihm ein Verhältnis ein, erschlägt ihn aber, als ihr Mann eines Tages in der Tür steht. Hermann nimmt die Schuld auf sich und geht ins Gefängnis. Maria besucht ihn regelmäßig. Ihr Aufstieg setzt sich fort, als sie den Industriellen Karl Oswald kennenlernt. Sie wird seine Geliebte und bringt es in seinem Betrieb bis zur Prokuristin. Nach seiner Entlassung kehrt Hermann nicht zu ihr zurück, sondern geht nach Kanada. Bei Maria machen sich Anzeichen einer psychischen Störung bemerkbar. Eines Tages kommt Hermann zurück. Während im Radio gerade die Reportage vom Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern läuft, bringt Oswalds Buchhalter das Testament des inzwischen verstorbenen Industriellen, in dem er Maria und Hermann als Erben einsetzt. Erst jetzt erfährt Maria, daß Oswald über ihre Bindung an Hermann alles gewußt hat, wo sie doch immer dachte, nur sie selbst habe alle Fäden in der Hand. Als sie sich eine Zigarette anzündet, explodiert das Haus, da sie vergessen hatte, das Gas abzudrehen.

Fassbinder verbindet das Einzelschicksal seiner Hauptfigur mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in ihren Anfangsjahren. Seine Heldin macht im Nachkriegsdeutschland Karriere. Die "Qualitäten", die sie dazu benötigt: Skrupellosigkeit und Gefühlskälte, Egoismus und Besitzgier. Fassbinder sieht die in seinen Augen kalte, egoistische, gefühllose Welt der Nachkriegsjahre als Ursprung der ebenso bestimmten Welt heute, denn wenn er im Abspann die Bilder sämtlicher Bundeskanzler von Adenauer bis Schmidt zeigt, so deutet er damit eine Kontinuität der Entwicklung an. Über Fassbinders Gesellschaftsanalyse ließe sich streiten. Daß er stark verkürzt und vereinfacht, läßt sich nicht übersehen, ebenso wenig, wie ein wahrer Kern seiner Aussagen zu bestreiten ist. Zugestehen muß man ihm, daß es ihm gelungen ist, die politische Dimension in seinen Film zu integrieren (sieht man einmal von dem Abspann mit den Kanzler-Bildern ab). Vor allem in den immer wieder eingeblendeten authentischen Tönen aus jenen Jahren (Schlager, Rundfunksendungen) setzt Fassbinder kritische Akzente zum Geschehen. Zweimal werden z. B. Rundfunkreden Adenauers eingeblendet. Während in der ersten Rede die Wiederaufrüstung als unvereinbar mit den Prinzipien einer christlichen Partei zurückgewiesen wird, erhält sie in der zweiten Rede uneingeschränkte Zustimmung. Die Unmoral der Maria Braun - so deutet Fassbinder an - findet ihr Gegenstück in der Unmoral der Politik. So unüberhörbar Fassbinder seine Gesellschaftskritik auch vorträgt, so wenig beschränkt er sich ausschließlich auf diese Dimension. Fassbinder hat keinen agitatorischen Thesenfilm geschaffen, sondern eine menschliche Geschichte um Liebe und große Träume und über die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen sie zerstört werden. Der Ton der Geschichte schlägt immer wieder auf distanzierte Heiterkeit um, wenn Fassbinder seine Figuren bei ihren Überlebensversuchen schildert. So kalt und berechnend sich die Hauptfigur auch zeigt, der Film selbst ist keineswegs so kalt. Eigentlich ist es diese Maria auch nicht. Immer arbeitet sie, die sich als "Expertin für die Zukunft" bezeichnet, auf ein Leben hin, daß später einmal beginnen soll, und sie verliert dadurch ihre Zukunft. Ihr Mann lehnt es ab, sich von ihr ein Leben schenken zu lassen und das großzügige Testament des Industriellen macht auch ihre Unabhängigkeit zunichte, da man ihr nun plötzlich eine Zukunft schenkt. So scheitert Maria letztlich mit ihren Vorstellungen, nach denen sie sich ihr Leben mit ihrem Mann aufbauen wollte, und es ist durchaus möglich, ihr Ende als Selbstmord zu deuten. Der Film legt sich da nicht eindeutig fest. Neben der Karrierefrau sind auch die anderen Figuren wichtig. Vor allem der Industrielle Oswald, der die Lieblosigkeit der Welt mit resignierender Trauer hinnimmt. Ivan Desny bietet hier eine beachtliche Leistung. Bei allen möglichen Vorbehalten, die man gegenüber der politischen Aussage haben kann, gehört der Film zu den künstlerisch hervorragendsten Werken von Fassbinder.

Erschienen auf filmdienst.deDIE EHE DER MARIA BRAUNVon: P.H. (12.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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