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Filmplakat von Fritz Litzmann, mein Vater und ich

Fritz Litzmann, mein Vater und ich

144 min | Dokumentation
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In seinem sehr persönlichen Film erzählt der Filmemacher Aljoscha Pause die Geschichte seines Vaters Rainer Pause, der 1987 am Bonner Bundeskanzlerplatz das renommierte Kabaretttheater „Pantheon“ gründete und dort bis heute in Gestalt seiner Figur Fritz Litzmann auf der Bühne steht. Der Film ergründet die Motive eines kompromisslosen Künstlers und wie sich dessen Verwirklichung auf die Entwicklung des Sohnes auswirkte. Warum war Familie nie eine echte Konkurrenz zum radikalen Lebensentwurf? Warum hat der Vater die jugendliche Abwärtsspirale seines Sohnes nicht stoppen können? Eine (Zeit-)Reise von Vater und Sohn zu den Quellen ihrer Träume, Ideen und Ängste – durch die deutsche Kabarettgeschichte, zurück in die Bonner Republik und in die politisch bewegten 1970er Jahre.

Vorstellungen

Programmkino Ost Dresden
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Schandauer Straße 73
01277 Dresden
ODEON Lichtspieltheater Köln
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Severinstraße 81
50678 Köln
Monopol Kino München
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80797 München
filmkunst 66 Berlin
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Filmstudio Glückauf Essen
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Rex Lichtspieltheater Bonn
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Kurtheater Hennef
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Zeise Kinos Hamburg
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Casablanca Filmtheater Bochum
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44787 Bochum
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79098 Freiburg im Breisgau

Filmkritik

Der Film „Fritz Litzmann, mein Vater und ich“ von Aljoscha Pause ist gleichermaßen Biografie, Autobiografie und Reflexion. Es geht um den prominenten Vater des Filmemachers, den Kabarettisten und Theatermann Rainer Pause, aber auch um das Leben des Sohnes, vor allem um dessen Kindheit, in der er weitgehend sich selbst überlassen blieb. Mit den Mitteln des Dokumentarfilms versucht hier ein Regisseur seinen Vater kennenzulernen, in dessen Leben vor lauter Kunst kein Platz für ein Kind war. „Wer ist dieser Mann, der mein Vater ist?“, fragt Aljoscha Pause und geht gemeinsam mit Rainer Pause auf eine Reise zu den Ursprüngen dessen, was heute ist.

Zum Stubenhocker erzogen

Rainer Pause wurde 1947 in Essen geboren; sein Vater gehörte zur „schweigenden Generation“, der nie über den Krieg oder über seine Kriegsgefangenschaft sprach. Rainers Mutter war schon damals eine Helikopter-Mutter. Der als kränklich geltende Junge durfte nicht zum Spielen ins Freie, sondern wurde quasi zum Stubenhocker erzogen. Bereits als Schüler entdeckte der eigentlich schüchterne Rainer das Theater für sich.

Kaum hatte er in Bonn ein Medizinstudium begonnen, war er Mitglied der Studentenbühne und spielte sofort eine Hauptrolle. Er führte Regie und lernte im Theater seine spätere Ehefrau, Aljoschas Pauses Mutter, kennen. Bald lebte das Paar in einer Bonner WG, in der durchaus zeittypisch das Primat der Politik galt. Wer sich trennen wollte, musste sich vor dem Kollektiv rechtfertigen. Rainer schmiss das Medizinstudium und wandte sich der Germanistik zu.

1972 wurde Aljoscha geboren. Nach der Trennung der Eltern blieb er beim Vater, der ihn nachts oft alleinließ. Heute sieht Rainer Pause das kritisch, aber seinerzeit kam er gar nicht auf die Idee, dass es dem Sohn nicht guttun könnte, allein zu Hause zu bleiben. Von einer liebevollen Erziehung konnte keine Rede sein; da Rainer von seinem eigenen Vater keine Zuneigung erfahren hatte, konnte er diese auch nicht weitergeben. Und von Erziehung hielt er schon mal gar nichts.

Die große Krise kam, als Aljoscha mit 15 ein „schwieriger“ Junge wurde, der die Schule schwänzte und schließlich im Jugendknast landete. Heute wirft er dem Vater vor, dass er ihm zu viele Freiheiten gelassen habe; er hätte mehr Führung gebraucht. Doch Rainer Pause hatte anderes zu tun. In dieser Zeit, Ende der 1980er-Jahre, gründete er das Pantheon-Theater, nachdem er lange Jahre versucht hatte, mit wechselnden Theaterprojekten als Künstler festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Das gelang erst mit dem Pantheon. Aljoscha arbeitete dort mit. Früh war allerdings klar, dass er den kompromisslosen Lebensentwurf seines Vaters, der alles für die Kunst opferte, nicht übernehmen wollte.

Die Sehnsucht nach Kabarett und Theater

Beide, Rainer und Aljoscha, wurden und werden offenbar von einer großen Sehnsucht nach Normalität angetrieben, aber zugleich magisch von der Parallelwelt des Theaters und der Kunst angezogen. Während Rainer Pause schon relativ früh sein Leben dem Theater widmete und heute auf eine beachtliche Karriere als Kabarettist und Theatermacher zurückblickt, benötigte Aljoscha deutlich mehr Zeit, um sich selbst zu orientieren. Erst massive psychische Probleme brachten ihn dazu, für sich einen Lebensentwurf zu entwickeln. Er wurde zunächst Sportjournalist und -moderator und später Filmemacher, oft auch mit gesellschaftspolitischen Themen. Die Arbeit des Vaters beeinflusste direkt und indirekt das Leben des Sohnes und entwickelte einen Sogcharakter, der alle und alles um sich herum mit in den Strudel zog.

Zwei Künstlerschicksale. Dazu gehört auch, dass sich beide, Vater und Sohn, immer wieder der Frage stellen mussten: „Was ist mein eigener Weg? Und wer bin ich?“ Rainer Pause hält es dabei mit Joseph Beuys, der auf die Frage „Kann man mit Kunst die Welt verändern?“ gesagt hat: „Nur mit Kunst.“ Rainer ist eindeutig nicht nur ein Vollblutkünstler, sondern auch ein Weltverbesserer, dazu ein gewiefter Performer, einer von den „Adrenalinjunkies“, wie er es nennt, die erst auf der Bühne so richtig zu leben beginnen. Die von ihm geschaffene Figur des Fritz Litzmann – ein Spießbürger mit zurückgekämmten Haaren und dicker Brille – verkörpert er perfekt: eine clowneske Erscheinung mit viel Körperkomik und brillant formulierten Texten. Für Rainer mündete die linksalternative Bewegung der 1960er- und 1970er-Jahre direkt in einen künstlerischen Werdegang, der ihm erlaubte, seine früheren Ideale weiter zu vertreten und zu pflegen. Für eine Familie war da wenig Platz. Aljoscha hingegen präsentiert sich als aktualisierte Neuausgabe seines Vaters: weniger politisch und politisierend, dafür mit einer zeitgemäßen Vorstellung von Beruf und Familie – Work-Life-Balance im Namen der Kunst, sozusagen. Ein schwieriger Balanceakt.

Dass Rainer Pause eingewilligt hat, gemeinsam mit seinem Sohn diesen Film zu machen, als Zeitreise mit ungewissem Ausgang, spricht für ihn. Mit seinen bald 80 Jahren ist er immer noch beweglich und flott auf den Beinen, ein sympathischer Herr, dem man sein Alter nicht ansieht. Seine gleichzeitig kluge und bodenständige Art, das Leben zu reflektieren, führt die ganze Problematik vor Augen: Dieser Mann verfügt über viel Charisma und damit über eine Dominanz, gegen die sich der Sohn immer gewehrt hat und die für ihn nicht erstrebenswert ist. Dieser Aspekt macht die Beziehung zwischen beiden noch schwieriger.

Zusammen Fußball schauen

Um die Geschichte dieses komplizierten Vater-Sohn-Verhältnisses zu erzählen, konnte Aljoscha Pause auf vielfältiges Recherchematerial aus seiner Familie, dem Theater und seinem Umfeld zurückgreifen. Gut gemachte Animationen, die dort ansetzen, wo Bildmaterial fehlt, sorgen für Abwechslung und schaffen zusätzliche Stimmungen. Der Grundton ist meist locker, manchmal etwas melancholisch.

Für seine Vater-Sohn-Biografie konnte Aljoscha Pause dabei auf die erste Garde der deutschen Kabarett- und Comedy-Prominenz zurückgreifen: Gerhard Polt und Bastian Pastewka, Carolin Kebekus, Georg Schramm, Helge Schneider, Michael Mittermeier, Sebastian Pufpaff und andere erzählen von alten Zeiten und dem Leben für die Kunst – einige von ihnen sind mit Aljoscha seit seiner Jugend verbunden. Die Interviews mit ihnen haben dadurch einen persönlichen Charakter, was den Film trotz seiner Laufzeit von zweieinhalb Stunden und mancher Längen unterhaltsam macht. Die Gespräche beschränken sich allerdings im Wesentlichen auf das Privatleben von Rainer und Aljoscha Pause. Für einen Diskurs über die Zukunft des politischen Kabaretts bleibt trotz 150 Minuten kein Platz. Immerhin deutet sich am Ende der ebenso vergnüglichen wie nachdenklichen Zeitreise ein gewisser Fortschritt in der Beziehung zwischen Vater und Sohn an. Im Epilog werden einige Gemeinsamkeiten deutlich; ihr Umgang scheint sich verändert zu haben, er ist im Laufe der Dreharbeiten anscheinend ungezwungener und liebevoller geworden. Wenn die beiden zusammen Fußball im Fernsehen schauen, dann wirken sie fast wie ein normales Vater-Sohn-Gespann.

Erschienen auf filmdienst.deFritz Litzmann, mein Vater und ichVon: Gaby Sikorski (12.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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