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Filmplakat von MONSIEUR AZNAVOUR

MONSIEUR AZNAVOUR

133 min | Musik, Historie | FSK 12
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Paris in den 1930er Jahren. Als der kleine Charles für ein paar Münzen an einem Theaterstück mitwirkt, entdeckt er sein Talent für die Bühne und beschließt Sänger zu werden. Die Bedingungen dafür sind denkbar schlecht: Ohne Geld, als Sohn armenischer Einwanderer und mit einer ungewöhnlichen Stimme glaubt niemand an seinen Erfolg. Von unbändigem Ehrgeiz getrieben, scheut Charles weder Mühe noch Risiko und als die Chanson-Ikone Edith Piaf auf ihn aufmerksam wird, scheint der Ruhm zum Greifen nahe. Doch ist er für seinen Traum bereit, die Menschen zurückzulassen, die er liebt?
Mit weit mehr als 1000 Liedern, die in unzähligen Sprachen interpretiert wurden, hat Charles Aznavour Generationen begeistert. Tahar Rahim (DER MAURETANIER) verkörpert den legendären Chansonnier in diesem beeindruckenden Biopic intensiv und authentisch mit all seinen Facetten.
  • RegieGrand Corps Malade, Mehdi Idir
  • ProduktionsländerFrankreich
  • Produktionsjahr2025
  • Dauer133 Minuten
  • GenreMusikHistorie
  • AltersfreigabeFSK 12
  • IMDb Rating7.3/10 (2055) Stimmen

Vorstellungen

Das Lumen Filmtheater Düren
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Fritz-Erler-Straße 21
52349 Düren
Prisma Cinema Halle-Neustadt
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Neustädter Passage 17D
06122 Halle (Saale)
Passage Kinos Leipzig
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04109 Leipzig
Cinexx Hachenburg
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57627 Hachenburg
Lichtburg Filmpalast Oberhausen
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Lichtburg Essen
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Programmkino Ost Dresden
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Kino UNION Friedrichshagen Berlin
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Casino Filmtheater Aschaffenburg
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Delphi Arthaus Kino
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Filmkritik

Eine Jugend der Widersprüche. Schlimmste Armut, nur jeden zweiten Tag etwas zu essen, eine an allen Kräften zehrende Kälte. Doch in der Erinnerung trotzdem eine fröhliche Zeit, da man sich stets die Überzeugung bewahrt, dass man für seine Kunst von der Welt irgendwann anerkannt werden wird, und über diese Gedanken den leeren Magen und den Winter vergisst. Mit diesen Schilderungen blickt das wehmütige Chanson „La Bohême“ auf das Künstlerviertel Montmartre zurück, und nicht allein seine melancholische Atmosphäre hat es zum idealen Lied für den französischen Chansonnier Charles Aznavour gemacht, das bei keinem seiner großen Auftritte fehlen durfte. Auch Aznavours eigene Kindheit in ärmlichsten Verhältnissen im Quartier Latin lässt sich zwischen den inbrünstig interpretierten Versen heraushören, obwohl diese eigentlich um einen Maler kreisen. Generell: Die berühmtesten Chansons von Aznavour auf autobiografische Wurzeln zurückzuführen, liegt so nahe, dass auch die Filmbiografie „Monsieur Aznavour“ diesen Weg für ihren Einstieg wählt.

„Schau, wo wir herkommen, und schau, wo wir sind“

Es ist eine überspitzt gezeichnete bohemienhafte Sphäre der 1930er-Jahre, in der man dem jugendlichen Charles das erste Mal begegnet: Der Vater, ein geschäftsuntüchtiger, aber frohgemuter Restaurantbesitzer, versteht es, seiner Frau und seinen zwei Kindern mit seiner Begeisterung jede Angst und Skepsis zu nehmen. „Schau, wo wir herkommen, und schau, wo wir sind“, ist das Credo des Mannes, der lieber mit seinen Freunden singt und tanzt, als an seinen Verdienst zu denken. Pfeilschnell zupfen die Musikanten im Raum ein traditionelles russisches Lied, während der kleine Charles dem Tanz-Elan seines Vaters nacheifert und sich für Momente auf der filmischen Tonspur die Melodie zu der von „Les deux guitares“ – auch dies ein späterer Chanson-Erfolg von Aznavour – wandelt. Es ist ein dramaturgisch eleganter Übergang, mit dem das Regie-Gespann Mehdi Idir und Grand Corps Malade zum ersten Mal ausspielt, was eine der Stärken ihres dritten gemeinsamen Films ist: Ihre Herkunft und breite Erfahrung im Musik- beziehungsweise Musikvideo-Bereich, die originelle Herangehensweisen an die Chansons und ihre Interpretationen bewirken.

In ihren beiden bisherigen Filmen „Lieber Leben“ und „La vie scolaire“ hatten Idir und Grand Corps Malade jeweils eine realitätsnahe Schauplatz-Darstellung mit optimistischen Erzählungen verbunden. Demgegenüber ist „Monsieur Aznavour“ weniger auf unbedingten Realismus aus, auch wenn Szenenbild und Kostüme aufwändig den Wandel der Jahrzehnte ab den 1930er-Jahren heraufbeschwören. Etwas außen vor bleibt jedoch von Anfang an die politisch-gesellschaftliche Zeitgeschichte. So setzen die Regisseure zwar schon zu Beginn auf dokumentarisches Filmmaterial vom türkischen Völkermord an den Armeniern in den 1910er-Jahren, der die eigentlich Aznavourian heißende Familie nach Frankreich emigrieren ließ. Pflichtschuldig werden zudem die Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg – in der die Aznavourians Juden verstecken und die Résistance unterstützen –, die Befreiung und die Not der Nachkriegszeit bebildert, doch für die künstlerische Genese des Sängers scheinen diese Zeugnisse in der Interpretation des Films wenig Bedeutung zu haben. Stattdessen stellt „Monsieur Aznavour“ den Aufstieg und das zwischenzeitliche Straucheln seines Protagonisten fast ausschließlich als einen Kampf mit den Hürden des Musikgeschäfts dar.

Zielstrebig und selbstbewusst voran

Als Herangehensweise an einen Künstler, der gerade auch für sein jahrzehntelanges politisches Engagement berühmt war, ist der weitgehend unpolitische Ansatz des Films gewöhnungsbedürftig. Immerhin wird die Konzentration auf die Musik-Ebene von den Regisseuren aber konsequent und kenntnisreich dargeboten. Charles Aznavour schreitet in dieser Lesart zielstrebig und selbstbewusst voran, sodass er als Künstler immer wieder wichtige Fortschritte erzielt: Von ersten Gesangsauftritten, bei denen er die Chansons von Charles Trenet und anderen vorführt, zu einem Duo mit dem Pianisten Pierre Roche, mit dem zusammen er von der Chanson-Ikone Edith Piaf wohlwollend bemerkt und in ihr Vorprogramm gehievt wird.

Als Liedschreiber verhilft er der Piaf zu Hits, folgt ihrem Rat zu einer Nasenoperation, in Liebesdingen und bei der Trennung von Roche. Allerdings kommt er jahrelang nicht über den Status eines musikalischen Begleiters sowie Chauffeurs und Pflegers für die launenhafte, gern über die Stränge schlagende Diva hinaus. Die nennt ihn „ihr kleines, dummes Genie“, das keine Ahnung habe, wie man Karriere macht, und tatsächlich zeichnet der Film Aznavour in seiner frühen Phase auch als naiv und planlos. Sein hinausgezögerter Durchbruch als Bühnenkünstler – die jahrelange abwertende, teils bösartige Zeitungskritik an seinen Auftritten wird im Film süffisant thematisiert – erscheint als durchaus auch selbst verursacht: Charles Aznavour muss sich erst gründlich zusammenreißen und endlich sein ganzes Talent in die Waagschale werfen, um den ersehnten grenzenlosen Triumph zu erleben.

Dramaturgisch wirkt diese Findungsphase etwas gedehnt, zumal die schon erreichten Erfolge (als Komponist und mit Solo-Schallplatten) heruntergespielt und das sich anbahnende zweite Karriere-Standbein als Schauspieler fast ganz ausgeklammert wird. Dafür bekommt man als Zuschauer allerdings mit Edith Piaf und Pierre Roche zwei vitale und vielschichtige Charaktere präsentiert, die nicht nur in ihrer Bedeutung für Aznavour gewürdigt werden, sondern auch für ihren eigenen musikalischen Stellenwert. Exzellent gespielt von Marie-Julie Baup und Bastien Bouillon, tragen sie ebenso viel wie Aznavour-Darsteller Tahar Rahim dazu bei, dass Musik und Aufführungsatmosphäre der Zeit lebendig werden. Mit Rahim streben die Regisseure offenkundig keine völlige Anverwandlung an, als größte Gemeinsamkeit zwischen dem Schauspieler und dem realen Charles Aznavour erweisen sich die sanften Hundeaugen (plus die dichten Brauen), die daher auch oft in Großaufnahme ins Bild rücken.

Stimme und Gesten sorgsam antrainiert

Dazu hat sich Rahim die raue Stimme des Sängers und dessen charakteristische Bühnengesten sorgsam antrainiert, sodass er in den nachinszenierten Auftritten den Zauber der ikonischen Chansons heraufbeschwören kann, lässt diese Eigenarten allerdings auch in den Szenen um den „privaten“ Aznavour nicht fallen. Was aber auch Absicht sein kann, um die Deckungsgleichheit zwischen Bühnen-Persona und Leben noch klarer herauszustreichen.

Bei allen darstellerischen und formalen Qualitäten offenbart das Regie-Duo allerdings mehr und mehr auch Schwächen bei der filmischen Struktur. Abgesehen vom politisch-gesellschaftlichen Umfeld gerät auch die Familienseite von Charles Aznavour nach dem eindringlichen Einstieg aus dem Blick. Gerade bei den Eltern, aber auch bei seiner zeitweilig ebenfalls als Sängerin aktiven Schwester Aïda, die immerhin seine wichtigste Vertraute bleibt, ist das schade; gänzlich blass bleiben zudem die wechselnden Ehefrauen und Geliebten sowie seine Kinder. Das Verhältnis etwa zu seinem unehelichen Sohn Patrick beschränkt sich auf Andeutungen, dessen Drogentod mit Mitte zwanzig erscheint nur als einer von vielen biographischen Punkten im Leben des Vaters, die der Film in seinem letzten Drittel auch noch mitaufnehmen will.

Indem Mehdi Idir und Grand Corps Malade die wichtigsten Aspekte von Aznavours Ruhmeszeit von 1960 bis zu seinem Tod 2018 im hohen Alter von 94 Jahren auch noch mindestens erwähnt haben wollen, wirkt „Monsieur Aznavour“ zusehends gehetzt, weil sich die Zuschauer beständig in neue Richtungen gedrängt sehen. Ein wenig mehr von Charles Aznavours souveräner Gelassenheit auf der Bühne hätte auch dem Biopic über ihn gutgetan.

Erschienen auf filmdienst.deMONSIEUR AZNAVOURVon: Marius Nobach (14.4.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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