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Filmplakat von Pavements

Pavements

Komödie, Dokumentarfilm, Musik
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Filmkritik

Es gibt verschiedene Wege, seinem Idol Tribut zu zollen. Einer davon ist sicherlich der der Imitation. Einen Dokumentarfilm über „die wichtigste und einflussreichste Band der Welt“ zu machen, wie es im Film immer wieder halb überspitzt, halb ernsthaft heißt, ist ohnehin Ehr- und Liebesbekundung zugleich. Die Doku „Pavements“ (zu deutsch: Gehwege) spürt der US-amerikanischen Underground-Band Pavement nach, die in den 1990er-Jahren große Erfolge feierte. Aufgrund der poetisch-ironischen Texte auf einem von Verzerrung und Rückkopplungen begleiteten Off-Beat-Klangteppich von einigen als „Retter des Rock'n'Roll“ gepriesen, erklärte sich Pavement selbst zur „Slacker-Band“ - und ließ diesem entspannten Laissez-faire-Anstrich entsprechende Interview- und Konzertauftritte folgen, die auch mal ins Disaster abrutschten.

Ein hybrides Geflecht

In seinem Pavements-Film schneidet Filmemacher Alex Ross Perry (für eine Musik-Doku ganz klassisch) Archiv-Material dieser Auftritte in Aufnahmen, die während der Vorbereitungen für die zweite „Reunion-Tour“ der Band von 2022 sind, nachdem sich der Leadsänger Malkmus vor gut 25 Jahren für seine Solo-Karriere mit 'Stephen Malkmus and the Jicks' losgesagt hatte. Außerdem folgt der Film einem Triptychon von drei groß aufgezogenen Fan-Projekten: der Präsentation einer Museums-Ausstellung mit allen Devotionalien der Bandgeschichte, den Proben für das Rock-Musical „Slanted! Enchanted“, betitelt nach dem letzten Studioalbum der Band, ebenfalls unter Perrys Regie, das tatsächlich im Jahr 2022 seine Uraufführung in New York hatte; und dem Filmdreh des Rock-Biopics „Range Life: A Pavement Story“, Veröffentlichungsdatum und Authentizitätsgrad unbekannt.

Ob dieses angebliche Biopic wirklich in Gänze existiert oder nur noch Teile davon in der Doku eingearbeitet wurden? Ob die Premiere in Anwesenheit der sich ernüchtert-kritisch gebenden Musiker nur gefakt ist? Wer weiß, und wenn kümmert es? Hier wird Perrys Doku auf jeden Fall auch noch zur Making-Of-Mockumentary über einen Spielfilm, der an die ganz Großen heranreichen will, sogar Jason Schwartzman („Rushmore“) in einer Produzentennebenrolle auffährt, dabei aber ziemlich klein bleibt. Das Credo der Nachahmung wird in Perrys Dokumentation also verdreifacht und alles hybrid miteinander verflochten. Sicher ist, dass all diese filmischen Spielarten mitsamt der aktuellen Kommentierung der Bandmitglieder selbst in der schwierigsten Imitation überhaupt gipfeln: Nämlich in dem Versuch, die Tiefe und Emotionalität der Songs, allen voran die Poetik von Songwriter und Bandleader Stephan Malkmus, nachzuahmen.

Bis das Original zur Kopie und die Kopie zum Original wird

Während „Pavements“ diese unterschiedlichen stilistischen (Geh-)Wege beschreitet, werden gleichzeitig die verschlungenen Pfade der Bandgeschichte, der Entzweiung der Gruppe und ihrer Reunion nachgezeichnet. Im Spiel mit Selbstzweifeln und Ironie gleichen sich die verschiedenen erzählebenen dabei selbst den porträtierten Musikern an. Da wird Malkmus-Filmdarsteller Joe Keery („Stranger Things“) erklärtermaßen dessen schnarrende, sich im Method Acting-angeeignete Stimme nicht mehr los und bräuchte eigentlich einen „Malkmus-Exorzismus“. Metaebene über Metaebene, die in Alex Ross Perrys experimentellem Erzählansatz auch noch optisch ihre Entsprechung finden. Wild und doch von beachtenswerter Präzision werden die Splitscreens über- und gegeneinander geschnitten, bis das Original zur Kopie und die Kopie zum Original wird.

Dabei setzen beide, Doku und Bandleader, trotz vorgeschobener Slacker-Attitüde die Messlatte hoch an: „I was dressed for success. But success it never comes.“ Immer wieder klingen Malkmus' Strophen aus verschiedenen Mündern und betiteln die Tragik eines nie erfolgten Durchbruchs, wie ihn andere Bands abseits des Rock- und Indie-Kosmos im Mainstream erleben sollten. „Wann spielen wir, vor euch oder nach euch?“ Das soll Stephen Malkmus die Grunge-Überflieger von Nirvana gefragt haben, als diese vorschlugen, Pavement mit auf Tour zu nehmen.

Scheitern, Wiederauferstehung und Aussöhnung

Und tatsächlich füllt die Band bis heute Hallen mit eingeschworenen Fans. Sie genießt die Anerkennung von Kritik und Szene. Die Einflüsse auf andere Bands sind unbestreitbar, der relativ sang- und klanglose Untergang vor einem guten Vierteljahrhundert aber auch. Letztlich erzählen diese „Gehwege“ auch vom Scheitern, von Wiederauferstehung und Aussöhnung mit den eigenen, hier gespiegelten und am Ende auch reflektierten Ambitionen, mit denen die Bandmitglieder in Ausstellung, Musical und Filmpremiere konfrontiert werden – wobei sie in ihren Reaktionen selbst Teil des ironischen, beständigen Drehens in der Selbstreflexionsschleife werden.

Das ist faszinierend anzuschauen, nicht nur für Pavement-Fans, sondern auch für alle Menschen, die ihre Jugend und Erwachsenenjahre zeitgleich zum Aufstieg von Indie-Rock und Fanzines, von VIVA und MTV und letztlich dem finale Ausverkauf an Marken wie Apple oder diverse Late-Night-Shows miterlebt haben - und die Stephen Malkmus vielleicht zuletzt auf seinen Solo-Tourneen gesehen und gehört haben. Der Versuch, die empfundene Genialität des porträtierten Idols nachzuzeichnen und dabei selbst zu einem ähnlich kreativen Geist atmenden Kunstwerk zu werden – er ist dem Film geglückt.

Veröffentlicht auf filmdienst.dePavementsVon: Kathrin Häger (31.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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