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Filmkritik
München 1944. Kati und Felix Zeiler feiern mit ihrer kleinen Tochter Marie Weihnachten. Dann muß Felix zurück an die Front. Kati fuhrt so gut es geht ihren kleinen Friseurladen weiter, bis Geschäft und Wohnung bei einem Bombenangriff zerstört werden. Erst als ihre Schwangerschaft sie immer mehr behindert, folgt sie ihrer ebenfalls ausgebombten Freundin Leni aufs Land. Dort gebiert Kati Theres und erlebt den Einmarsch der Amerikaner. Nach München zurückgekehrt, beteiligen sich Kati und Leni an den Aufräumungsarbeiten. Es ist die Zeit der Trümmerfrauen. Leni angelt sich einen schwarzen GI, während Kati vergeblich auf ihren Felix wartet. Als sie wieder einmal mit einem Bild ihres Mannes auf dem Bahnsteig einen Zug heimkehrender Soldaten erwartet, wird sie von einem Landser angesprochen, der vorgibt, Felix zu kennen. Von da an wird sie Hans nicht mehr los. Er kümmert sich um ihre Kinder, hilft ihr beim Wiederaufbau der Wohnung, führt sie ins Konzert. Aber Kati, die mittlerweile als Straßenbahnschaffnerin arbeitet, widersetzt sich seinem Werben. Erst als sie nach einem gemeinsamen "Organisier"- Ausflug mit knapper Not dem Vergewaltigungsversuch eines amerikanischen Soldaten entkommt, sinkt sie Hans in die Arme. Nach Hause zurückgekehrt, überstürzen sich die Ereignisse: Lenis Geliebter kehrt ohne sie nach Amerika zurück; der im Keller wohnende Dr. Bisenius, der das Konzentrationslager überlebt hat, bringt sich um, und als Kati, Hans und die Kinder gerade familiär versammelt sind, steht plötzlich Felix in der Tür. Schweigend packt Hans seine Sachen.
Vilsmaiers Erstlingsfilm "Herbstmilch" war eine der erfolgreichsten deutschen Produktionen der letzten Jahre. Das lag wohl mehr am Bekanntheitsgrad des zugrundeliegenden Romans, dessen Originalität und Dichte der überschätzte Film nicht erreicht. Immerhin schien er, zumindest im süddeutschen Raum, ein längst verloren geglaubtes Zuschauerpotential wiederentdeckt zu haben: die Liebhaber des Heimatfilms, denen Vilsmaier mit seiner eher entromantisierten Interpretation allerdings neue Sehweisen des Genres vermittelte. Und "Rama dama" (hochdeutsch: "Räumen tun wir") knüpft da nahtlos an, nicht nur sprachlich. Deshalb wird es der Film nördlich des Mains auch wieder schwer haben, versteht man doch einige Dialoge wegen des oft auch noch genuschelten bayerischen Dialektes einfach nicht, was teilweise wohl auch an der Ton-Aufnahmetechnik liegt, die nicht den handwerklichen Standard des Films erreicht. "Rama dama" ist eher eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer zerbombten Stadt als ein Film über das schwere Leben der Trümmerfrauen. Das Thema Trümmerfrauen ist besetzt vom meist in Berlin spielenden deutschen Nachkriegsfilm, als die Szenerie noch nicht im Studio nachgebaut oder mühsam (wie hier in Prag) gesucht werden mußte. Diese Enge des Drehraums ist es auch, die Vilsmaier zu Kompromissen zwingt. Während er sich der Landschaft öffnen kann, wird die Inszenierung in der (Trümmer-)Stadt von einengenden, sich immer wiederholenden Fernsehbildern bestimmt. Da kann die Kamera noch soviel künstlerischen Schnick-Schnack machen, die Atmosphäre einer zerbombten Stadt will sich nicht einstellen. Vilsmaier vermeidet zwar eine Untugend des deutschen Films, alles totzureden; er erzählt seine Geschichte mehr über Bilder und Gesten, aber er packt einfach zuviel hinein, ohne sich dann richtig um seine Personen zu kümmern. Die zum Klischee erstarrte Figur von Lenis schwarzem Freund Burli erinnert fatal an den nickenden Mohr der Kirchen-Kollekte; der Vergewaltigungsversuch wirkt genauso aufgesetzt wie die Figur des Dr. Bisenius, dessen tragisches Schicksal wie losgelöst von der Mitschuld seiner Umwelt erscheint. Wie oberflächlich Vilsmaier und sein Co-Autor die Zeit sehen, wird besonders in einer geradezu lächerlichen Szene deutlich, in der Leni eine Frauendemonstration mit dem Schild "Todesstrafe für Schieber und Schwarzhändler" anführt. Das bleibt so stehen, wie vieles in diesem Film, der trotz des Versuchs, große Gefühle zu inszenieren, nie wirklich berührt. Denn auch die Liebesgeschichte zwischen Kati und Hans kommt trotz Liebe im Abendrot und emotionsgeladener Streicherklänge nie herüber. Obwohl Vilsmaier mit der Schlußszene ein kleines filmisches Meisterwerk gelingt, weil er sich da ganz auf die optische Auflösung der Szene beschränkt, bleibt doch zu vieles hausbacken, als daß er als Hoffnungsträger eines neuen deutschen Unterhaltungskinos gelten könnte.