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Manon

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Filmkritik

Manon Lescaut in moderner Fassung: Ein Projekt, das dem hysterisch-genußsüchtigen, brutal erotischen Geist einer Nachkriegszeit zweifellos entgegenkommt. Mit einem großen Preis der Biennale ausgezeichnet, zieht das Werk durch seine düstere Milieubeschwörung und seine virtuose Kamerakunst, durch die unerbittlich illusionslose Regie und die ungeschminkte Darstellung alle Aufmerksamkeit auf sich. Dennoch ist es - von seiner ethischen Bewertung abgesehen- auch im Künstlerischen nicht ganz konsequent. Die blutjunge Manon, immer schon ein lockerer Vogel, wird durch die Liebe zu ihrem Robert - einem amerikanischen Soldaten, der die junge Französin der Wut ihrer Landsleute entriß, als man sie deutschfreundlicher Beziehungen beschuldigte - nicht besser, geht ihren Weg durch den Unflat zielbewußt weiter - plötzlich aber soll man ihr glauben, daß sie sich zum höchsten ihr möglichen Heroismus aufrafft: Allen Luxus zurückzulassen und mit Robert auf einem Emigrantenschiff nach Palästina zu gehen. Als die Handlung in der Wüste zu einem tragischen Ende kommt, befürchtet man angesichts der bisherigen Asphaltrealistik einen Stilbruch. Dem versuchte der Regisseur zu entgehen, indem er die Schlußszene krankhaft aufpeitschte: Manons Sterben und Begräbnis im Wüstensand wird mit einer physiologischen Exaktheit dargestellt, die, gruselig pervers und dennoch nicht ganz unsentimental, den Beschauer in einer peinlich schonungslosen Weise anspringt. Dieser Tod, dem keine Spur von erlösendem Ausblick, keinerlei Sinngebung anhaftet, ist nur der Schlußstrich unter ein ebenso sinnlos zusammengewürfeltes Mosaik menschlicher Beziehungen...

In diesem Nachkriegsfrankreich scheint der Boden mit lauter Schurken oder haltlos Getriebenen gepflastert zu sein. Manons Bruder verkuppelt die Schwester völlig skrupellos und wird dafür von Robert, Manons Mann, erdrosselt. Robert hinwiederum spielt als Ehemann eine traurige Rolle: Er läßt Manons Umgang mit reichen Schiebern trotz gelegentlicher Anwandlungen von Verzweiflung zu und profitiert sogar noch davon... Der Schieber lächelt von oben herab und sagt: "Alle Frauen legen sich hin. Es kommt bloß auf die Brieftasche an." Manon endlich, die kleine blonde Sumpfpflanze, die in ihrem fast noch kindlichen Egoismus doppelt verdorben wirkt, treibt mit ihrem Mann und allen Empfindungen Schindluder. Es gibt keinen halbwegs gesund fühlenden oder handelnden Gegenspieler, kein anderes Ufer - nur Schlamm, in dem alle unentrinnbar stecken. Zu dieser Gesamttendenz kommen noch Einzelheiten wie die kaltschnäuzige Taktlosigkeit des Dialogs und die abstoßend frivolen Szenen im Freudenhaus, die in ihrem nur andeutenden Zynismus kaum zu überbieten sind. - Trotz aller technischen Bravour kann also kaum ein ästhetischer Genuß aufkommen, geschweige jene befreiende Erschütterung, die ein wirkliches Kunstwerk auslöst.

Veröffentlicht auf filmdienst.deManonVon: E. P., M. (5.6.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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