









- Veröffentlichung04.09.2025
- RegiePavlo Ostrikov
- ProduktionsländerUkraine
- Dauer101 Minuten
- GenreKomödieAbenteuerScience Fiction
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
- IMDb Rating7.6/10 (336) Stimmen
Vorstellungen










Filmkritik
Die Musikauswahl von Andrij (Wolodimir Krawtschuk) ist nicht besonders originell. „Voyage, Voyage“ von der Band „Desireless“ ist der Song, den er für Catherine (Alexia Depicker) spielt. Es ist der einzige französische Song in seiner Vinyl-Sammlung. Dass eine solche Sammlung hunderttausende Kilometer von der Erde entfernt überhaupt existiert, ist für sich genommen schon ein kleines Wunder. Andrij ist Space-Trucker. In einer fernen Zukunft, in der die Menschheit zwar Weltraumreisen beherrscht, aber noch immer kein Endlager für ihren Atommüll gefunden hat, braucht es Männer wie ihn, die den radioaktiven Abfall weit weg von der Erde im endlosen Vakuum des Alls entsorgen.
Vier Jahre dauern die Missionen, die die interstellaren Brummi-Fahrer im Auftrag der Atommüll-Entsorgungsunternehmen antreten – nur begleitet von einem Bordroboter. Andrij schätzt diese Einsamkeit. Auf der Erde hat er nicht viel davon. Die Nachrichten, die von dort kommen, sind Drohungen seiner verärgerten Arbeitgeber – bis schließlich gar keine Nachrichten mehr eintreffen. Während der Weltraum-Berufskraftfahrer mit seinen Routinen, seinen Knetmasse-Skulpturen und dem unzuverlässigen Schreibtischstuhl beschäftigt ist, geht seine Heimat in Flammen auf. Der Planet explodiert. Bordroboter Maxim quittiert das Geschehen mit einem schlichten „Oh“ und serviert Andrij die Nachricht vom Ende der Menschheit „auf die lustigste Art“.
Sardinen zum Nachtisch
Den bitteren Nachgeschmack des Roboter-Witzes spült der Weltraumarbeiter mit dem immerhin 57-prozentigen Wundreiniger herunter; dazu gönnt er sich seine Geburtstagsration und die kostbaren Sardinen aus der Büchse als Nachtisch. Bevor der im Weltall gestrandete Malocher jedoch allzu viel Zeit mit Schwermut, Galgenhumor, nostalgischen Pop-Artefakten und der ins Genre eingeschriebenen selbstreflektierten Einsamkeit verbringen kann, erreicht ihn eine Nachricht aus dem Orbit des Saturns. Plötzlich ist er nicht mehr der einzige Mensch im All. Die Französin Catherine hat die Erdexplosion ebenfalls überlebt und erweist sich, wie sich im zunächst ungelenken Austausch der Sprachnachrichten abzeichnet, als kulturbürgerlich-elegantes Gegenstück zu Andrijs trockenem proletarischen Charme.
Catherine ist eine weltgewandte Bretonin, Andrij ein ukrainisches Landei; sie liest, er hört Musik – zusammen sind sie ein fast perfektes Paar der Restmenschheit. Die Distanz zwischen beiden lässt sich jedoch, wie Maxim errechnet, praktisch unmöglich überbrücken. Natürlich versucht es der ukrainische Pilot trotzdem: mit Liebesbekundungen, französischer Popmusik und einem Knetmasse-Modell, das er nach Catherines Selbstbeschreibung fertigt.
Zeit zu lieben
Filmemacher Pawlo Ostrikow verkompliziert die recht einfache Situation nicht. Er widersteht auch der Versuchung, die Protagonisten zum Sprachrohr tiefsinniger Reflexionen zu machen oder sie komplizierte Weltraum-Navigationen entlang fachmännisch abgesicherter Berechnungen anstellen zu lassen. „U Are The Universe“ füllt die Leerstellen des zuletzt wieder recht populären „Stranded in Space“-Genres mit allerhand Popkultur- und Retrofuturismus-Krimskrams, bleibt aber zugleich ein im besten Sinne einfacher und klug reduzierter Film, der in völliger Harmonie mit seinem Protagonisten lebt.
Wenn Andrij „Voyage, Voyage“ für Catherine vorspielt, ist das keine durchdachte oder gar passende Wahl. Aber eben doch eine Wahl, die von Herzen kommt. In dieser sympathisch unbeholfenen Liebesgeste steckt gewissermaßen der gesamte Film. „U Are The Universe“ ist nicht elegant aufpoliert oder übermäßig originell; dafür aber umso schöner in seiner schlichten Aufrichtigkeit. Der Film nimmt sich keine Zeit, zu überlegen, wie es so weit kommen konnte, dass einsame Männer Atommüll durchs Weltall transportieren müssen oder wie mit dem Ende der Welt umzugehen ist. Zeit zu lieben aber gibt es immer, selbst in einem Sonnensystem ohne Erde.